Hochmomentschrauber versus Schlagschrauber: Wann nehme ich welches Werkzeug?
Druckluft-Schlagschrauber sind vergleichsweise einfache Werkzeuge und weit verbreitet. Sie arbeiten schnell und werden gern zum Lösen festsitzender Schrauben verwendet. Im Rechtslauf gibt es Grenzen, wenn Schrauben mit hoher Drehmomentgenauigkeit angezogen werden müssen. Hier muss der Anwender in der Regel mit Drehmomentschlüsseln nacharbeiten. Eine Alternative dazu sind spezielle Druckluft-Hochmomentschrauber. Doch sollten Sie dafür Geld ausgeben, wenn Sie schon einen Schlagschrauber besitzen? In diesem Beitrag schauen wir uns beide Werkzeugarten genauer an, damit Sie eine Entscheidungshilfe haben.
Schlagschrauber
Ein Schlagschrauber ist ein Kraftwerkzeug, das bei minimaler Belastung für den Benutzer ein hohes Drehmoment erzeugen kann. Das Werkzeug baut im Schlagwerk über eine oder mehrere Umdrehungen in einer rotierenden Masse zusätzliche Energie auf, die es über den Hammer „schlagartig“ auf die Antriebsspindel abgibt. Dadurch wird ein wesentlich höheres Drehmoment erzeugt als bei rein drehenden Schraubwerkzeugen.
Das Schlagwerk ist so konstruiert, dass sich der Hammer nach dem Aufprall frei dreht und nicht blockiert. Dank dieser Konstruktion geht die einzige Reaktionskraft, die auf das Werkzeuggehäuse ausgeübt wird, von der Beschleunigung des Hammers durch den Motor aus. Infolgedessen spürt der Bediener nur eine geringe Kraft, obwohl ein Schlagschrauber über den Abtrieb ein sehr hohes Spitzendrehmoment auf die Steckschlüssel übertragen kann.
Die Konstruktion des Schlagwerks erfordert ein bestimmtes Mindest-Drehmoment, damit der Hammer sich unabhängig von der Motorwelle drehen kann. Wenn für die Anwendung nur ein geringes Drehmoment benötigt wird, hört das Werkzeug auf zu schlagen. Der Schlagschrauber dreht die Schraube dann nur ganz sanft rechts oder links herum. Bei höheren Drehmomenten arbeitet das Werkzeug mit den typischen, sich schnell wiederholenden Hammerschlägen, die ein hohes Maß an Vibrationen und Lärm erzeugen.
Schlagschrauber werden sehr gern zum Lösen von Schrauben und Muttern verwendet, da sie hier mit voller Kraft arbeiten. Beim Anziehen erzielen sie jedoch keine sehr hohe Genauigkeit, weshalb bei kritischen Verschraubungen mit dem Drehmomentschlüssel nachgearbeitet werden muss.
Druckluft-Hochmomentschrauber
Ganz anders arbeiten pneumatische Hochmomentschrauber. Man kann sich diese Werkzeugkonstruktion als ein Planetengetriebe vorstellen, das mit einem Druckluftmotor gekoppelt ist. Über das Getriebe wird das Drehmoment in einem bestimmten Übersetzungsverhältnis vervielfältigt. Außerhalb des Gehäuses befindet sich eine Momentenstütze, die die sehr hohe Reaktionskraft des Drehmoments abfängt. Dadurch können Anwender das Werkzeug gefahrlos und mit geringem Kraftaufwand betreiben. Das Drehmoment wird durch Regelung des Luftdrucks eingestellt.
Hochmomentschrauber werden für Anwendungen eingesetzt, in denen das korrekte Anzugsmoment von Schrauben und Bolzen wichtig ist. Dieser Werkzeugtyp ermöglicht es dem Bediener, das aufgebrachte Drehmoment zu messen, so dass es an die Vorgaben einer bestimmten Anwendung angepasst werden kann. Die Planetengetriebe haben hohe Übersetzungsverhältnisse und erreichen je nach Ausführung Drehmomente von mehreren Tausend Newtonmetern. Daher eignen sie sich auch sehr gut dazu, hartnäckig festsitzende Schrauben und Muttern zu lösen.
Druckluft-Hochmomentschrauber werden wegen ihres Erscheinungsbildes manchmal mit normalen Schlagschraubern verwechselt. Der Hauptunterschied besteht darin, dass ein Hochmomentschrauber die Antriebsspindel nur dreht (und über ein Getriebe verstärkt), während ein Schlagschrauber zur Verstärkung zusätzlich auf die Spindel hämmert. Jegliches Drehmoment wird vom Getriebe und dem außenliegenden Reaktionsarm (der Momentenstütze) abgefangen. Wenn ein Werkzeug einen Reaktionsarm hat, muss dieser auch einen (Reaktions-)Kontakt zum Bauteil haben, zum Beispiel zu einer anderen Schraube oder Mutter. Die Momentenstütze kann sich auch direkt an der Oberfläche des Bauteils anlehnen, wenn die entsprechende Stabilität gegeben ist. Hier sollten Sie aber darauf achten, die Oberfläche des Bauteils nicht zu beschädigen.
Ein Hochmomentschrauber vibriert kaum und zieht mit einer ausgezeichneten Wiederholgenauigkeit und Präzision auf das gewünschte Drehmoment an. Das macht ihn zum perfekten Werkzeug für Verschraubungen mit hohen Anzugsmomenten.
Letztlich geht es immer um die konkrete Anwendung und die Anforderungen an die Drehmoment-Genauigkeit. Bei anspruchsvollen Schraubfällen, bei denen die Sicherheit entscheidend ist, müssen Sie sicherstellen, dass Sie das richtige Drehmoment aufbringen. Die Schraube darf nicht zu locker und nicht zu fest angezogen werden. Dafür sollten Sie ein geeignetes Werkzeug zur Verfügung haben!
